Zentrum für seelische Gesundheit Neuss
Erweiterung und Neustrukturierung der Psychiatrie
Die von den Neusser Augustinerinnen gegründeten Krankenhäuser St. Josef und Johanna-Etienne sowie das von den Alexianerbrüdern gegründete St. Alexius-Krankenhaus wurden im Jahr 2004 unter dem Dach der St. Augustinus-Kliniken zusammengeführt. Das St. Josef-Krankenhaus und das St. Alexius-Krankenhaus bildeten nun zwar eine organisatorische, jedoch baulich getrennte Einheit. Die beiden Häuser sollten daher in einem Neubau als ein Zentrum für seelische Gesundheit gebündelt werden.
Ziel des Entwurfs war es, einen harmonischen Dreiklang von Städtebau, Garten- und Landschaftsarchitektur sowie Innenarchitektur herzustellen. Das Konzept des Ludwigshafener Büros zeichnet sich durch seine Symbiose von Alt und Neu aus. Nach dem Teilabriss des unzeitgemäßen Hauptgebäudes wurden ein neugotischer Altbau sowie eine grazile Kapelle aus den 1950er Jahren durch Neubauten so ergänzt, dass eine einladende Stadtlandschaft entsteht, die psychisch kranken Menschen Schutz und Sicherheit bietet, sie aber auch in die Gesellschaft integriert.
Das Zentrum für seelische Gesundheit bildet eine große Einheit, die jedoch durch die Gliederung in Einzelbauteile den menschlichen Maßstab nicht verlässt: Die Patienten leben in Häusern mit kleinen Atrien. Die Gebäude selbst bilden einseitig offene Höfe, die den geschlossenen Stationen im Erdgeschoss den Blick auf unterschiedlich gestaltete Gärten ermöglichen.
Die ehemalige Außenfassade der Kapelle wurde durch den Neubau zur Innenwand umfunktioniert und begrenzt heute Eingangshalle sowie Cafeteria, eine Glasfuge dient der natürlichen Belichtung der Magistrale und der Kapellenfassade mit ihren Buntglasfenstern. Die Kapelle ist nun Mittelpunkt der Gesamtanlage am Kreuzungspunkt zur Quermagistrale, die das Gebäude für die Verwaltungs- und Therapieeinheiten mit den vier Bettenhäusern verbindet.
Die vier Bettenhäuser folgen klaren Entwurfsprinzipien und schaffen flexibel belegbare Stationen. Die 340 Patienten in den Bettenhäusern und 15 Patienten in der Mutter-Drogen-Kind-Station im Altbau sind ausschließlich in Ein- und Zwei-Bettzimmern untergebracht. Durch die Atriumtypologie entstehen gut belichtete Flurzonen, die eine klare Orientierung und Möglichkeiten zum Schlendern bieten.
Die cremefarbenen Vollwärmeschutzfassaden der Bettenhäuser mit den spielerisch gestalteten Lochfenstern und dem Farbspiel der unterschiedlich farbigen Glasplatten stehen im Gegensatz zu den großzügigen Aluminium-Pfosten-Riegel-Fassaden an der Magistrale sowie an den Atrien. So entsteht ein reizvolles Zusammenspiel von geschlossenen und offenen Wandelementen.
Die Innenräume sind geprägt von hellen, freundlichen Materialien, die eher an ein Hotel als an eine Klinik erinnern, sämtliche Möbel sind in Material und Farbe auf die Innenarchitektur abgestimmt. Die Bäder besitzen mit ihren großformatigen, hellen und dunklen Wand- und Bodenfliesen ebenfalls Hotelcharakter. Große Spiegel mit ansprechender Beleuchtung schaffen ein Wohlfühlambiente.
Jedes Bettenhaus wird durch eine Pflanze in einem eigenen Farbton repräsentiert. Den Pflanzen Ginkgo, Bambus, Platane und Kornblume sind die Farben Gelb, Grün, Orange und Malve zugeordnet. Die vegetativen Formen in ihren vier Farben werden punktuell und gezielt als Wandflächen oder semitransparent folierte Glasflächen sichtbar und verleihen so der schlichten und klaren Formensprache des Bauwerks etwas Spielerisches.