Mobilität und Umweltangebot

Der Bewegungsradius eines somatischen Patienten ist im Regelfall überwiegend auf das Patientenzimmer und die zugeordnete Nasszelle beschränkt. Der Bettplatz wird hier zum zentralen Aufenthaltsbereich und muss entsprechend Möglichkeiten zum Einnehmen der Mahlzeiten, Empfang von Besuch, Durchführen von medizinischen Untersuchungen oder Pflegeleistungen, Kommunikation mit Mitpatienten oder Beschäftigungsmöglichkeiten wie Fernsehen oder PC-Arbeit bieten.

Im Gegensatz dazu treten bei psychiatrischen Patienten wesentlich seltener (beispielsweise in der Gerontopsychiatrie oder auch im Suchtbereich) körperliche Beschwerden auf, die zu einer starken Einschränkung der Mobilität führen, so dass der Patient an das Bett gebunden wäre. Sein Bewegungsradius erweitert sich daher auf die gesamte Einrichtung, im Fall einer geschlossenen Unterbringung auf eine Station oder einen Bereich einer Station. Nur in Ausnahmefällen wird eine Beschränkung des Aufenthaltsbereiches auf einen Akut- oder Time-out-Raum notwendig. Diese Maßnahmen sind zeitlich sehr eng begrenzt und dienen der Akutversorgung im Krisenfall.

Der Mobilität psychiatrischer Patienten muss mit geeigneten Aufenthalts- und Freizeitangeboten, vor allem auf den Stationen, entsprochen werden. Die Einnahme gemeinsamer Mahlzeiten in der Patientengruppe sowie die Pflege sozialer Kontakte zu Mitpatienten und Personal und die aktive Freizeitgestaltung werden als wichtiger Teil der Therapie verstanden. Sie finden ihre räumliche Entsprechung in Speiseräumen mit Ausgabeküchen, Aufenthalts- und Fernsehräumen mit differenzierten Nutzungsmöglichkeiten, den Stationen zugeordneten Freibereichen sowie zentralen Treffpunkten wie Klinikcafé, Lobby mit Ausstellungsbereich oder Veranstaltungsräumen.

Im Vordergrund stehen die Förderung der Kommunikation und die Integration in eine Gruppe. Im Ausgleich dazu sollten Rückzugsmöglichkeiten für den Einzelnen bzw. Kleingruppen geschaffen werden, um dem Bedürfnis nach Privatsphäre ebenso zu entsprechen.

Die Behandlung auf einer geschlossenen Station bedeutet für den Patienten, dass er sich überwiegend in diesem Bereich aufhält. Betrachtet man die im Vergleich zur Somatik längere Aufenthaltsdauer wird deutlich, wie wichtig Angebote der Stimulation, der körperlichen Betätigung und der Entspannung sind. Die Vorhaltung qualitativer Freibereiche, differenzierter Aufenthaltsräume und Betätigungsmöglichkeiten trägt zum Wohlbefinden und zum Aggressionsabbau bei Patienten bei. Um den Bewegungsradius der Patienten zu erweitern, können beispielsweise Räume der Ergo-, Musik- oder Körpertherapie so angeordnet werden, dass sie den Stationen zugeschaltet und nach Therapieschluss als Aufenthaltsbereich genutzt werden können.