Kinder- und Jugendpsychiatrie Liestal (CH)

Wettbewerb Kinder- und Jugendpsychiatrie

Städtebau / Architektur

Mit der Einbettung des ungerichteten Volumens in Form eines Fünfecks in die abfallende Topographie erscheint das Gebäude je nach Blickwinkel zwei bis viergeschossig und stärkt den Charakter eines Gebäudes im Park. Die Form, welche durch die Parzellengeometrie und die gegeben Abstände maßgebend bestimmt wird, verleiht dem Gebäude eine starke Identität und Eigenständigkeit und trägt so dem Wunsch nach Trennung der Kinder- und Erwachsenenpsychiatrie vom Rest der Anlage Rechnung, bleibt aber dennoch ein Teil des Ensembles.

Erschließung / Parkierung

Zur Sicherstellung der Trennung von Jugend- und Erwachsenenpsychiatrie wird der Hauptzugang für Patienten und Besucher von der Goldbrunnenstraße her über eine Stichstraße erschlossen. Der Nachtzugang sowie die Logistikanlieferung erfolgt direkt vom Parkplatz neben dem Bürogebäude C über eine rollstuhlgängige Rampe (6 %) mit einem separaten Zugang ins Niveau 1. Besucher und Patienten gelangen vom Parkplatz aus über einen Fußweg (12 %) entlang der Waldbaulinie zum Eingang. In unmittelbarer Nähe zum Haupteingang bei der Goldbrunnenstraße wird ein IV Parkplatz, sowie 2 weitere Parkplätze zur Verfügung gestellt.

Betriebsgerechte Anordnung der Räume

Auf betrieblich optimale Abläufe und Anordnung der einzelnen Räume wird ein hoher Wert gelegt. Die verschiedenen Abteilungen werden geschossweise angeordnet. Das Raumprogramm wird gemäß Anforderungen umsetzt. Der ambulante Bereich und der stationäre Bereich sind räumlich getrennt. Im Niveau 0 und 1 befindet sich das Ambulatorium mit den Infrastrukturräumen. Unmittelbar neben dem Haupteingang auf Niveau 0 werden die Besucher und Patienten durch den Empfang / Sekretariat empfangen. Die Büro- und Therapieräume befinden sich verteilt auf den beiden Geschossen. Das Kreativatelier und die Spieltherapie sind angrenzend an den Eingangsbereich mit Zenitalbelichtung (Innenhof) angeordnet und lassen sich als ein großer Raum organisieren, welcher für größere Anlässe genutzt werden kann. Im Niveau 1 befindet sich der sekundäre Logistikanlieferungszugang in unmittelbarer Nähe zum Warenlift. Die interne Bibliothek wird als Korridorerweiterung im rückwärtigen Personalbereich platziert und profitiert von der direkten Hofbelichtung.

Im Niveau 2 befindet sich die AEK mit der stationären Wohngruppe, welche als eigene abgeschlossene Einheit um den Hof organisiert ist. Die Aufenthaltsbereiche der Wohnung werden als Korridorerweiterungen jeweils zwischen den Zimmergruppen als Rückzugsorte angeordnet und bieten vielseitige Sichtbezüge nach Draußen in die grüne Parkanlage. Im Bereich des Treppenaufgangs befinden sich die Büro-, Therapie- und Infrastrukturräume. Die Administration der AEK wird auf dem Niveau 3 zusammen mit der PTS angeordnet. Die stationäre Wohngruppe der PTS ist gemäß der Wohngruppe der AEK organsiert und verfügt zusätzlich über eine eigene Terrasse angrenzend an den Wohnbereich.

Wirtschaftlichkeit

Mit dem Neubau sollen ideale, effiziente und wirtschaftliche Wohn- und Arbeitsbedingungen geschaffen werden, um optimale Arbeitsabläufe zu gewährleisten und effiziente Betriebskosten zu schaffen. Das kompakte Volumen, mit einer geringen Oberflächenabwicklung und einer konventionellen Bauweise verspricht ein günstiges Kosten/Nutzen Verhältnis. Der Ausbau soll einfach aber robust und gleichzeitig wohnlich sein. Aufgrund der gewählten Materialien und Gebäudestruktur werden günstige Betriebs- und Unterhaltskosten generiert.

Hindernisfreies Bauen

Alle öffentlich zugänglichen Bereiche sind so gestaltet, dass ihre Benützung auch Behinderten möglich ist. Die Grundsatzanforderungen für die behindertengerechte Bauweise nach Norm SIA 500 werden eingehalten. Der Neubau wird ohne Stufen und vertikale Barrieren, ausreichend Durchgangsbreiten und Bewegungsflächen geplant. Die Haupterschließung von der Goldbrunnenstraße erfolgt mit einer Zufahrtsstraße von max. 6% Gefälle. Der Zugang vom Parkplatz des Bürogebäudes C erfolgt entweder über einen Fußweg mit maximalem Gefälle von 12% via Haupteingang oder dem Lieferantenzugang, welcher über einen Weg mit 6% Gefälle sichergestellt wird.

Nachhaltigkeit

Das Gebäude ist in konventioneller Bauweise geplant. Ein einfaches Bausystem mit einem tragenden, aussteifenden Kern aus Stahlbeton, tragenden Wänden zwischen Korridorzone und Zimmer und einer statisch wirksamen Außenwand ermöglicht eine rationelle und kostengünstige Erstellung. Die Tragstruktur wird in gemischter Massivbauweise ausgeführt, mit betonierten Außenwänden in den unteren Geschossen und gemauerten Außenwänden in den Obergeschossen. Die Trennwände zwischen den Zimmer und Büroräumen werden größtenteils nichttragend ausgebildet und erlauben eine hohe Planungsflexibilität und dank effizienten Deckenspannweiten eine kostengünstige und rasche Erstellung.

Bei den Gebäudekörpern wird über die kompakte Kubatur und der Optimierung der Wärmebrücken darauf geachtet, dass das Verhältnis von Gebäudehülle zur Energiebezugsfläche (Ath/AE gemäß SIA 380/1) optimiert ist. Die Fassadenaufbauten und die Dämmmaterialien werden für die Einhaltung der Minergie Grenzwerte dimensioniert. Der Dämmperimeter verläuft konsequent außerhalb der massiven Gebäudestruktur und minimiert dadurch die konstruktiven wie geometrischen Wärmebrücken. Mit der gedämmten vorgehängten Fassade und dem Einsatz von Recyclingbeton respektive Mauerwerk werden Konstruktionen und Materialien verwendet, welche in ihrer Grauenergie und im Rückbau eine hohe Nachhaltigkeit aufweisen. So sind die Fassadenelemente komplett in einzelnen Schichten rückbaubar.

Brandschutz / Sicherheit

Das Brandschutzkonzept basiert auf den aktuellen VKF Vorschriften. Die beiliegenden Brandschutzpläne zeigen die Unterteilung des Gebäudes in die entsprechenden Brandabschnitte mit dem EI60 Fluchttreppenhaus und den zusätzlichen Ausgängen auf, um die sichere Personenevakuation zu gewährleisten und pro Geschoss 2 Fluchtwege zu bieten. Die Erschließungszonen werden im Brandfall zum Teil mit angesteuerten Brandfalltoren von einander abgetrennt.

Haustechnik

Der Neubau wird an das Fernheizwerk Liestal angebunden, wodurch die Energie durch erneuerbare Energie bereitgestellt werden kann. Zur Wärmeverteilung wird eine Bodenheizung eingesetzt. Aufgrund der raumtemperaturnahen Systemtemperaturen wird ein energetisch sinnvoller Selbstregeleffekt erzielt. Sämtliche Räume werden mit dem hygienisch notwendigen Lüftungsbedarf versorgt. Durch die Wahl einer Bodenheizung kann der Luftbedarf auf den hygienisch notwendigen Anteil reduziert werden und führt so zu einer erheblichen Reduzierung des Platzbedarfes. Der Innenhof wird im Sommer durch Gebrauch der natürlichen Thermik mit Kaltluftsee gegen die Überhitzung genutzt. Die Lüftungsanlage ist im Untergeschoss der jeweiligen Häuser angeordnet und verfügt über eine Wärmerückgewinnung, einen Defroster und die notwendigen Filtrierungen.