Ausführungsvarianten für Gestaltung und Ausstattung

Suizidprävention: Möbelgriffe

Suizidprävention: Möbelgriffe

Die Auswahl der Möbelgriffe sollte den Gesichtspunkt der Suizidprävention berücksichtigen. Dies lässt sich bei rechtzeitiger Planung meist kostenneutral realisieren. Geeignet sind beispielsweise konische Formen, an denen Strangulationsgurte abrutschen. Durch raue Oberflächen oder Rillen kann eine komfortable Bedienbarkeit gewährleistet werden. Im Gegensatz zu Bügeln (C-Form) sind massive Griffelemente zu empfehlen. Unbedenklich sind auch Eingriffsmuscheln oder abstandslos montierte Schienen. Aussparungen in den Möbeltüren können ebenso die Grifffunktion übernehmen. Insbesondere im Bereich der Gerontopsychiatrie darf durch eine suizidpräventive Griffform die Bedienbarkeit nicht beeinträchtigt werden.

Suizidprävention: Schränke

Suizidprävention: Schränke

Schränke, insbesondere Kleiderschränke, gehören zu den architektonischen Elementen, die für suizidale Zwecke verwendet werden. Zur Befestigung von Strangulationsgurten dienen neben den Schrankgriffen vor allem auch die Kleiderstange oder die Angeln der Schranktüren. Die Abbildung zeigt eine Möglichkeit zur alternativen Schrankgestaltung. Durch die Aufhängung der Bügel auf ein geschlossenes Volumen können Strangulationen verhindert werden.

Suizidprävention: Weitere Strangulationsvermeidung

Suizidprävention: Weitere Strangulationsvermeidung

Zu den weiteren potentiellen Befestigungspunkten für Strangulationsgurte zählen z. B.:

  • Fenstergriffe und Türdrücker (konische Form wählen)
  • Wandhaken (Belastbarkeit begrenzen)
  • Betthäupter (geschlossene Fläche anstatt Bügeln)
  • Gardinensysteme, Duschvorhang (z. B. Schiene direkt an Decke montieren)
  • Möbelgriffe
  • Armaturen (Unterputzarmaturen verwenden, konische Formen wählen)
  • Heizkörper (z. B. Verzicht auf Rippenelemente, niedrige Montage)
  • Rohrleitungen im Raum (verdeckt führen bzw. verkleiden)

Potentielle Strangulationsgurte sind zu vermeiden. Dazu zählen beispielsweise:

  • Kordeln oder Seile an Gardinen, Rollos
  • Zugseil an Notrufsystemen (durch Zugstange ersetzen)
  1. Kapitel "Nassräume"
  2. Kapitel "Fenster und Fassade"
  3. Kapitel "Türen"
  4. Kapitel "Technische Gebäudeausrüstung"
  5. Ausführungsvarianten

Suizidprävention: Hotspots vermeiden

Suizidprävention: Hotspots vermeiden

Die Abbildung illustriert ein Beispiel für einen Suizidhotspot in psychiatrischen Einrichtungen. In der Nasszelle des Patientenzimmers liegen hier über dem WC die zentralen Absperrhähne für Kalt- und Warmwasser. Diese stellen, durch ihre in den Raum ragende Form, eine Befestigungsmöglichkeit für Strangulationsgurte dar. Der Aufforderungscharakter wird durch die Aufstiegsmöglichkeit auf das WC unterstützt. Die steril wirkende, vandalismussichere Gestaltung der Nasszelle verstärkt die negative Atmosphäre.

Ein anderes Beispiel für einen potentiellen Suizidhotspot sind große Treppenaugen über mehrere Geschosse in patientenzugänglichen Bereichen. Durch den Blick in die Tiefe kann hier ein Hinweisreiz auf die entsprechende Suizidmethode gesetzt werden.

Derartige räumliche Situationen, die einen einfach Zugang sowie einen Hinweis auf eine Methode beinhalten, sind in psychiatrischen Einrichtungen zwingend zu vermeiden bzw. nachträglich zu verändern/ zu sichern.

Territorien am Bettplatz

Territorien am Bettplatz

Die Abbildung illustriert die räumlich geschaffenen Territorien um die Bettplätze der Patienten sowie die auftretenden territorialen Verletzungen im Standardzimmer (links) sowie einem Beispielzimmer des St. Joseph-Krankenhauses in Berlin-Weißensee (rechts).

Im ersten Beispiel treten durch die räumliche Nähe zwischen den Betten und Sitzgruppe bzw. dem Schrank territoriale Verletzungen auf. Beim Gang zum Fenster oder zum eigenen Kleiderschrank ist hier ein Eindringen in das Territorium des Mitpatienten nicht vermeidbar.

Im rechten Beispiel wurde die Ausbildung von Territorien durch Bettnischen unterstützt. Der Zugang, der Sitzbereich sowie die Nasszelle sind von beiden Patienten gleichberechtigt zu erreichen.

Die Ausbildung eindeutiger Territorien kann durch folgende Mittel unterstützt werden:

  • Räumlicher Abstand der Betten zu Verkehrsflächen
  • hohe Betthäupter
  • mobile oder statische Raumteiler
  • wandbündige Bettstellung (Pflegebettstellung meist nicht permanent erforderlich)
  • Ausbildung von Bettnischen
  1. Planungskriterium: "Aneignung ermöglichen"

Aneignung ermöglichen

Aneignung ermöglichen

Das eigene primäre Territorium durch Gestaltung, Individualisierung und Optimierung der Nutzbarkeit zu besetzen, zählt zu den wichtigsten psychologischen Bedürfnissen psychiatrischer Patienten.

Zur Ermöglichung der Aneignung des Bettplatzes, d. h. des temporären primären Territoriums, können zugeordnete Regale, Gestaltungsflächen oder andere Ablagemöglichkeiten zur Platzierung privater Markierungen (Bilder von der Familie, Poster von der Lieblingsband, Blumen usw.) angeordnet werden.

Variierbare Bettstellungen (unterschiedliche Blickbeziehungen) und Möblierungsvarianten (beispielsweise für Tische und Stühle, Einstellung der Leselampe am Bett, mobile Raumteiler) können ebenfalls die Individualisierung des Raumes und damit den Aneignungsprozess unterstützen.